Hintergrund
Das Läuferknie, auch als Runner’s Knee, iliotibialer Schmerz oder Tractus-iliotibialis-Syndrom bekannt, ist eine häufige Ursache für seitliche Kniebeschwerden bei Läufern. Das Iliotibialband (ITB) ist ein verdickter Teil der Fascia lata, die den Oberschenkel umgibt, und durch faserige Verankerungen mit dem distalen Femur verbunden ist. Die Verankerungen verhindern eine Bewegung des Bandes in antero-posteriorer Richtung über dem Femurkondylus. Das ITB hat mehrere komplexe Insertionen am Femur, Tibia, Patella und lateralen Retinaculum und ist direkt an der funktionellen Mechanik durch den M. gluteus maximus und den Tensor fasciae latae beteiligt.
Funktion des Iliotibialbandes
Das ITB unterstützt die Energiespeicherung und -abgabe, insbesondere beim Laufen, und ist an der Kraftübertragung von proximal nach distal beteiligt. Es stabilisiert das Hüft- und Kniegelenk und ermöglicht dreidimensionale Hüftbewegungen.
Ursachen für iliotibiale Beschwerden
Es gibt verschiedene Gründe für Schmerzen im lateralen Knie. ITB-Schmerzen sind eine der häufigsten Ursachen für Schmerzen außen am Knie. Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen wie patellofemorale Schmerzen, Schmerzen am Außenband, Arthrose und Probleme mit dem Außenmeniskus auszuschließen.
Früher ging man davon aus, dass eine Entzündungsreaktion durch Reibung des distalen Teils des Iliotibialbandes am lateralen Femurkondylus die Ursache war. Heute geht man davon aus, dass eine lokale Hyperkompression des gut durchbluteten und stark innervierten Fettgewebes unter dem distalen Ansatz des ITBs die Schmerzen verursacht. Der Druck durch das ITB selbst scheint nicht das Problem zu sein, sondern dass die Strukturen unter dem ITB den ausgeübten Druck nicht gewöhnt sind oder nicht aushalten können.
Bei ITB-Schmerzen treten die Schmerzen typischerweise in der sogenannten „Impingement-Zone“ zwischen 25° und 35° Kniegelenkflexion auf. Neben der Impingement-Zone können auch kinematische Faktoren in der Frontal- und/oder Transversalebene zur Entstehung von ITB-Schmerzen beitragen. So ist die Innenrotation der Tibia in der Transversalebene mit Schmerzen verbunden, wobei die Insertion des ITBs am Tuberkulum Gerdy eine Rolle spielen könnte.
Wer leidet an ITB-Schmerzen?
ITB-Schmerzen treten bei 12-52% der leistungsorientierten Läufer auf. Bei jüngeren, unerfahrenen Läufern ist der iliotibiale Schmerz eine häufige Verletzung. Bei erfahreneren Läufern treten eher Wadenverletzungen oder muskuläre Probleme auf, bevor es zu einem iliotibialen Schmerz kommt. Außerdem sind ITB-Schmerzen eine häufige Überlastungsverletzung bei Sportarten wie Fußball, Basketball, Feldhockey, Radfahren und Rudern.
Typische Anamnese
Betroffene klagen über Schmerzen auf der Außenseite des Knies, die sich unter Belastung verschlimmern. Aktivitäten, die eine wiederholte Beugung des Kniegelenkes erfordern (z. B. Downhill-Laufen), können die Beschwerden intensivieren. Es liegt kein auslösendes Trauma vor, möglicherweise ist eine plötzliche Zunahme der Belastung erinnerlich.
Therapieansatz
„Verklebungen“ oder „Faszien“ werden nicht durch Faszien-Rollmassagen gelöst. Da ITB-Schmerzen eine Kompressionsverletzung sind, macht es keinen Sinn, den Außenbereich des Knies durch eine Faszien-Rolle weiter zu komprimieren. Die Schmerzlinderung durch eine Faszienrolle ist vorübergehend und wahrscheinlich auf eine zentrale Schmerzmodulation zurückzuführen.
Ein individuelles Rehabilitationsprogramm für ITB-Schmerzen zielt darauf ab, den verletzten Läufer und das ITB schrittweise und progressiv zu belasten, um die laufspezifische Belastbarkeit wiederherzustellen. Dabei wird das System durch eine kontrollierte Belastung so gefordert, dass es sich anpassen kann, ohne dass das verletzte ITB weiter gereizt wird. In manchen Fällen muss Downhill-Running und schnelles Laufen vorübergehend pausiert werden oder durch andere Belastungsformen ersetzt werden. In der schmerzdominanten Phase sollte man so aktiv wie möglich bleiben (Alternativtraining). Isolierte Trainingsvarianten für die Abduktoren und Hüftbeuger können in dieser Phase eingesetzt werden, bevor in der belastungsdominanten Phase das Augenmerk auf Heavy Slow Resistance Training, Plyometrie und eine kontinuierliche Belastungssteigerung (Return to Running-Programm) gelegt wird.
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